Diabetes Typ 2 - und wie du dich davor schützen kannstIch bin ein bekennender Schokoladen-Junkie. Ich backe nicht nur gern Kuchen, ich esse ihn auch gern. Ich liebe Pasta. Und ich werde in ein paar Tagen 71. Gute Voraussetzungen für Diabetes Typ 2? Wenn man nur diese Fakten sieht, vermutlich schon. Wie ich es trotzdem vermeiden kann, das erzähle ich dir im Laufe dieser Artikelserie. Bleib dran…

Da ich – typisch für das Sternzeichen Jungfrau  – gern gründlich bin, zuerst mal ein paar allgemeine Informationen über Diabetes Typ 2.

Die Zahl der Diabetiker in Deutschland ist in den letzten 7 Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht:

Diabetes ist nur selten Schicksal.

2010 gab es weltweit nach IDF-Angaben (das ist die International Diabetes Federation) 285 Mio. Menschen im Alter von 20 bis 79 Jahren mit Diabetes, das sind 6,6 Prozent der Weltbevölkerung. Für 2030 steigt die Zahl vermutlich auf 438 Mio. Menschen, also 7,8 Prozent. Deutschland ist innerhalb von Europa das Land mit dem größten Anteil von Diabeteskranken im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. 12 Prozent der 20- bis 79-Jährigen sind betroffen, insgesamt 7,5 Mio. Menschen. Und diese Menschen werden nicht besonders alt. Rund 70 % aller Diabetiker sterben vorzeitig an Krankheiten, deren Auslöser unter dem Begriff „metabolisches Syndrom“ zusammengefasst werden.

Früher nannte man Diabetes Typ 2 auch Altersdiabetes oder Alterszucker. Aber das trifft es heute leider nicht mehr, es gibt inzwischen sogar Kinder mit Diabetes Typ 2. Das finde ich einfach schrecklich, vor allem deshalb, weil es zu vermeiden wäre.

In Ägypten war die Zuckerkrankheit schon vor über 3000 Jahren bekannt. Über einen Zusammenhang mit der Ernährung ist aus den zeitgenössischen Schriften jedoch nichts bekannt. Paracelsus behandelte Diabetiker mit Hungerkuren. Über verschiedene Diabetesformen sprach man damals noch nicht. Anfang des 19. Jahrhunderts fing man an, in der Behandlung von Diabetikern Kohlenhydrate zu reduzieren. Die gängige Diät zur Behandlung dieser Krankheit – Milch mit Kalkwasser, dazu Brot und Butter, fettes Fleisch und Blutwurst – animierte die Kranken jedoch nicht gerade, sich daran zu halten. Zumal die Ärzte dazu rieten, das Fleisch solle lang abgelagert und das Fett möglichst schon ranzig sein. Wie lecker ist das denn…

Carl von Noorden gründete 1895 zusammen mit Eduard Lampé in Frankfurt die Privatklinik für Zuckerkranke und diätetische Kuren. Er führte die Weißbroteinheit ein, heute Broteinheit (BE) genannt, die es erleichterte, die Ernährung von Diabetikern besser zu planen.

Insulin spielte ab 1922 in der Behandlung von Diabetes die bedeutendste Rolle, da man damals noch hoffte, Ernährungsregeln damit überflüssig machen zu können.

In der Therapie bei Diabetes hat erst in den letzten ungefähr 20 Jahren die Ernährung mehr Bedeutung gewonnen. Auch die Ärzte wissen inzwischen viel mehr über die günstige Wirkung verschiedener Nährstoffe auf den Stoffwechsel von Diabetikern. Die Zeit der Verbote ist so ziemlich vorbei. Es gibt im Wesentlichen nur noch eine Reihe von Grundregeln, die eingehalten werden müssen. Es geht dabei in erster Linie um das Körpergewicht – für die meisten Typ-2-Diabetiker bedeutet dies schlicht: Abnehmen. Wichtig ist, das richtige Fett zu verwenden und die richtigen Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Also reichlich Gemüse, frisches Obst, Hülsenfrüchte und wenn Getreideprodukte, dann eben Vollkorn. Kommt dir das bekannt vor?

Außerdem ist schon seit einiger Zeit klar, dass die uns allen bekannten speziellen Diabetiker-Produkte in erster Linie den Herstellern helfen. Die sogenannte Diabetiker-Schokolade und das Diabetiker-Gebäck enthält meist auch sehr viel Fett und Energie.

Diabetes ist im Prinzip eine Wohlstandserkrankung.

Dr. Hans-Georg Joost vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) sagte auf einem internationalen Diabetes-Symposium in Potsdam: „Gäbe es kein Übergewicht, keinen Bewegungsmangel und keine Fehlernährung, wären nur Menschen betroffen, die älter als 70 Jahre sind.“ Und auch die können eine ganze Menge dafür tun, gesund zu bleiben. Damit kann man natürlich nie zu früh anfangen. Andererseits ist es aber auch selten zu spät für Verbesserungen.

Vor einiger Zeit ging durch die Presse eine Meldung, die sich meist in Schlagzeilen wie: „Genvariante macht schlank und krank“ oder gar „Warum Dicke gesund und Schlanke krank sein können.“ Na, das ist ja ganz was Neues. Wem war eigentlich nicht vorher schon klar, dass das Körpergewicht nicht das einzige Kriterium ist, welches darüber bestimmt, ob jemand krank werden kann oder nicht? Falls du das auch gelesen hast: Mach dir mal keine Gedanken darüber. Es geht in der Studie, auf die sich die Artikel beziehen, um eine bestimmte Variante des Gens IRS1, die im Zusammenhang steht mit dem Risiko, Diabetes oder eine Herzkrankheit zu bekommen. Damit können Sie jetzt gar nix anfangen? Macht nichts, konnte ich vorher auch nicht.

Weil ich mehr wissen wollte, habe ich die Studienleiterin, Ruth Loos vom Medical Research Council (MRC) in Cambridge, gefragt, was für Schlüsse man daraus ziehen kann. Hier ihre Antwort: „Die Mehrheit der Bevölkerungen (Männer und Frauen) trägt dieses Gen. Dieses bedeutet jedoch, dass jeder gefährdet ist. Da wir diese Beobachtung in einer groß angelegten Studie gemacht haben, können wir sagen, dass ‚im Durchschnitt‘ die, die das Gen haben, weniger Körperfett tragen, aber sie sind ‚im Durchschnitt‘ gefährdeter. Es ist jedoch schwer, dieses auf Einzelpersonen zu übertragen, weil die Gesundheit eines Individuums nicht nur durch ein Gen, sondern durch viele Gene bestimmt wird. Zudem wird die Gesundheit eines Einzelnen nicht nur durch Gene, sondern insbesondere auch durch den Lebensstil bestimmt (z.B. Ernährungsweise und körperliche Tätigkeit)…“

Womit wir wieder voll beim Thema wären. Denn die Gene bestimmen nur zu rund 20 – 30 % über unsere Gesundheit. Der Rest hängt vom persönlichen Lebensstil ab und liegt damit in unserer Verantwortung und in unserem Einflussbereich.

Es folgen:

Teil 2 – Die Ursachen von Diabetes Typ 2

Teil 3 – Diabetes Typ 2 vermeiden durch Bewegung

Teil 4 – Diabetes Typ 2 vermeiden durch die richtige Ernährung