Salatblatt, Tomatenscheibe und ein kleines Sträußchen Petersilie – die sogenannte „Garnitur“, die man quer durch Deutschland auf den Tellern in vielen Restaurants antrifft. Und viele lassen das liegen, weil – ist ja nur Garnitur.
Das hat sie nun wirklich nicht verdient, die Petersilie (Petroselinum crispum).
Erinnerst du dich noch aus dem Schulunterricht an die Geschichten von Odysseus? Da war doch die Sache mit der Nymphe Kalypso, die Odysseus auf ihre Insel lockte. Wenn man Homer glauben darf, war der Boden ihrer Insel Ogygia mit Petersilie bewachsen, dicht wie ein Teppich. Und das war wohl auch mit ein Grund dafür, dass er sieben Jahre dort blieb. Angeblich hielt Kalypso ihn ja dort fest, aber… na ja ;-)… Schließlich gilt die Petersilie, die eine Verwandte der Sellerie ist, als das ultimative Liebesgewürz.
Den Kriegern in Athen war Petersilie am Vorabend eines Kampfes schlichtweg verboten, weil man befürchtete, dass sie dann vielleicht anderes im Sinn hätten als zu kämpfen. Und Hercules und seine Freunde gingen zu Parties gern mit Petersilienkränzchen im Haar. Was immer man daraus schließen möge…
Andererseits kann die Petersilie durchaus dabei helfen, eventuelle Folgen ihrer aphrodisierenden Wirkung wieder zu beseitigen. Sie kann, wenn man die Früchte verwendet, durch das enthaltene Apiol abortiv wirken. Dabei besteht allerdings Lebensgefahr.
In meiner Kindheit gab es einen Reim, der jetzt für mich doch eine etwas andere Bedeutung bekommen hat:
„Petersilie, Suppenkraut, wächst in unserm Garten.
Unser Liesel ist die Braut, kann nicht länger warten.
Roter Wein, weißer Wein, morgen soll die Hochzeit sein
Das ist jedoch noch längst nicht alles. Doch um jetzt nicht weiter eine wilde Geschichte nach der anderen zu erzählen, fange ich lieber systematisch und ordentlich am Anfang an:
Wo sie herkommt
Meist wird vermutet, dass sie aus dem östlichen Mittelmeerraum kommt. Das ist jedoch nicht gesichert, denn am Rand des westlichen Mittelmeeres und auf den Kanaren wächst sie zum Teil noch heute wild, aber nicht im östlichen Bereich. Selbst nördlich der Alpen wurden Petersilienfrüchte gefunden, die in etwa auf die Jungsteinzeit datiert werden. Kultiviert wurde sie schon vor rund 5.000 Jahren.
Der Name der Pflanze kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus petros, das Fels oder Stein bedeutet, und selinon, einem allgemeinen Wort für Doldengewächse.
Was drin ist
Petersilie ist überaus reich an Chlorophyll,
Vitaminen: Vitamin A, ß-Carotin, B1, B2 und B6, sehr viel Vitamin C, Vitamin E, Folsäure und Vitamin K, Nicotinamid und Niacinäquivalent
Mineralstoffen und Spurenelementen: Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Mangan, Kalium, Zink und enorm viel Schwefel,
sie enthält ätherische Öle wie Myristicin und Apiol, viele sekundäre Pflanzenstoffe, Flavonoide, z. B. Apiin und Apigenin.
Die glattblättrige Petersilie enthält mehr von diesen ätherischen Ölen als die krause.
Wo sie wächst
Im Garten oder auf dem Balkon in Töpfen, ganzjährig sogar auf der Fensterbank, sonnig bis halbschattig. Sie liebt lockeren, humusreichen Boden. Wer Petersilie aussät, braucht allerdings Geduld. Es dauert sehr lange, rund 4 Wochen, bis sie aufgeht. Der Boden sollte dabei immer gleichmäßig feucht gehalten werden, denn Trockenheit stoppt den Keimvorgang und dann dauert es noch länger. Nach ungefähr 12 Wochen kann zum ersten Mal geerntet werden.
Die Petersilie ist zweijährig. Draußen treibt sie, wenn sie nicht zu viel Frost abbekommt, im nächsten Jahr wieder aus. Und erst im zweiten Jahr trägt sie auch Früchte.
Wofür sie gut ist
Am bekanntesten ist wohl die entwässernde Eigenschaft der Petersilie. Diuretika hat sie dabei eines voraus: Da beim Entwässern immer auch Mineralstoffe aus dem Körper ausgeschwemmt werden, kann es bei der Anwendung dieser Medikamente zu einem eklatanten Mineralstoffmangel kommen. Die Petersilie bringt im Gegensatz zu den Diuretika so viele Mineralstoffe und Spurenelemente mit, dass kein Mangel entsteht.
Einer der wohl bekanntesten Anwender von Petersilie als Heilmittel war einmal mehr der griechische Arzt Pedanios Dioscurides, der ungefähr im 1. Jahrhundert n.Chr. lebte. Er schrieb in seiner De Materia Medica: Das Selinon, nämlich das Petroselinon; es wächst in Makedonien an steilen Stellen. Es hat einen Samen wie Ammi, aber wohlriechender, scharf und aromatisch, welcher den Harn und die Menstruation befördert; er ist aber im Trank genommen auch ein gutes Mittel gegen Aufblähen des Magens und Kolons und gegen Leibschneiden, ebenso gegen Seiten-, Nieren- und Blasenschmerzen. Auch wird er den harntreibenden Mitteln zugesetzt.
Zum anderen setzte auch Hildegard von Bingen auf die Petersilie und empfahl sie gegen Gicht, Herz- und Milzschmerzen, Nieren- und Blasenleiden,
Wasseransammlung und gegen Steinleiden. Von ihr ist auch ein Rezept für einen Herzwein, Meluvin genannt, überliefert, zu dem sie schrieb: “Wer im Herzen oder in der Milz oder in der Seite leidet, der trinke oft vom Petersilienwein, und es wird ihm besser gehen.”
Auch diejenigen der modernen Mediziner, die Naturheilmitteln gegenüber aufgeschlossen sind, halten immer noch viel von diesem Herzwein bei Herzschmerzen, nach einem Herzinfarkt, sowie auch bei Herzklappenfehler, Altersherz, als Basistherapie und zur Entgiftung.
Äußerlich angewendet, kann Petersilie helfen bei Insektenstichen, gegen Kopfschuppen, Geschwüre und roten Äderchen, entweder als Tinktur, verdünnt angewendet oder gegen die roten Äderchen als eine Auflage von gehackter frischer Petersilie (15 Minuten drauf lassen, dann lauwarm abwaschen.)
Tee oder die verdünnte Tinktur werden auch eingesetzt gegen Blaseninfekte und Blasen- oder Nierensteine (verboten bei Nierenentzündungen!).
Die ätherischen Öle Myristicin und Apiol haben unter anderem harntreibende und krampflösende Eigenschaften, deshalb soll Petersilie auch bei Menstruationsbeschwerden und Bauchkrämpfen helfen. Darüber hinaus hat das Myristicin aber auch eine psychoaktive, berauschende Wirkung.
Die ätherischen Öle der Petersilie sollen sogar die Lunge vor krebserregenden Substanzen schützen können.
Durch den hohen Gehalt an Chlorophyll wirkt sie blutreinigend und unterstützend auf die Blutbildung. Das Chlorophyll sorgt auch zusammen mit den ätherischen Ölen für die geruchsbindende Wirkung der Petersilie. Deshalb empfehle ich dir, wenn du gern Knoblauch isst, danach frische Petersilie zu kauen, denn du bekommst dadurch wieder einen frischen Atem. Und wenn du das öfter machen, wirkt sich das allgemein positiv auf deinen Mund- und Körpergeruch aus.
Das in der Petersilie enthaltene Flavonoid Apigenin mildert allergische Reaktionen, wirkt entzündungshemmend und ist ein hoch wirksames Antioxidans.
Auch als Mittel zur Geburtshilfe kann Petersilie eingesetzt werden, jedoch auf keinen Fall bevor die Geburt wirklich begonnen hat. Dann unterstützt sie die Arbeit der Gebärmutter.
Petersilie hält jedoch nicht nur gesund, sondern auch jung. Denn sie wirkt auch gegen Falten. Dazu soll man 750 ml Milch erhitzen, über 2 Hände voll gehackter frischer Petersilie gießen und 10 – 15 Minuten ziehen lassen. Dann abseihen, ein Handtuch damit tränken und um den Hals wickeln. In einem anderen Rezept wird empfohlen, die gehackte Petersilie nur mit kaltem Wasser zu übergießen und für 12 Stunden stehen zu lassen.
Auch Räuchern kannst du mit Petersilienblättern, sie wirken harmonisierend, reinigend und desinfizierend. Sie lässt sich auch gut mit anderen Kräutern mischen wie Thymian, Salbei oder Myrrhe.
Jetzt gibt es natürlich noch Rezepte,
zuerst für den berühmten Herzwein der Hildegard von Bingen, den Meluvin
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich hier drei Variationen entwickelt und ich kann nicht sagen, welches die Originalversion ist.
Zutaten:
10 (bis 19) Stängel Petersilie
1 – 2 EL Weinessig
1 Ltr. Weißwein (in einem anderen Rezept wird Rotwein genommen)
150 g (bis 300 g) Bio-Honig
Zubereitung:
Die Petersilie (Blätter und Stängel) mit dem Essig und dem Wein zum Kochen bringen, ungefähr 5 Minuten leise köcheln lassen, dann den Honig dazugeben und weitere 5 Minuten köcheln. Abseihen und noch heiß in Flaschen füllen.
Davon drei Mal täglich ein Likörglas voll trinken.
Bei akut auftretenden Herzbeschwerden 2 – 3 EL einnehmen.
In einem anderen Rezept werden noch 2 EL Weißdorn hinzugefügt. Weißdorn ist zwar ein sehr gutes Herzmittel, ob Hildegard von Bingen ihren Wein mit oder ohne Weißdorn gekocht hat, weiß ich nicht.
Über die Kochzeit habe ich mich etwas gewundert, denn beim Kochen gehen doch normalerweise viele Wirkstoffe verloren. Allerdings habe ich festgestellt, dass es noch mehr solche alten Rezepte gibt, in denen die Zutaten gekocht werden. Und die Mittel wirken trotzdem.
Aber ich denke, auch hier gilt: Lieber unwissenschaftlich gesund als wissenschaftlich korrekt krank.
Und hier einen meiner Lieblings-Sommersalate, Tabbuleh
Zutaten:
120 g Bulgur
4 mittelgroße Tomaten
6 EL glattblättrige Petersilie, gehackt
3 – 4 Frühlingszwiebeln
2 – 3 EL frische Minze, gehackt
5 – 6 EL frischer Zitronensaft
5 – 6 EL Olivenöl
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Bulgur in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen und ca. 30 Minuten quellen lassen. Dann das restliche Wasser abgießen und den Bulgur evtl. noch etwas ausdrücken.
Tomaten enthäuten, entkernen und würfeln, die Frühlingszwiebeln in feine Scheiben schneiden.
Wenn der Bulgur ganz abgekühlt ist, mit dem Gemüse und den Kräutern mischen. Aus Zitronensaft, Olivenöl, Salz und Pfeffer eine Salatsauce bereiten und mit den anderen Zutaten vermischen. Wer will, kann noch ein ganz klein wenig Knoblauch dazugeben.
Zudecken und ein paar Stunden kühl stellen. Bei uns habe ich allerdings den Eindruck, dass die Menge während der Kühlzeit ganz merkwürdig schwindet…Ich wünsche dir eine genussreiche, gesunde und fröhliche Zeit.
Wer mehr wissen möchte – das nach meiner Ansicht beste Küchenkräuterbuch von Franz-Xaver Treml, einem der bekanntesten deutschen Kräuterexperten, gibt es seit dem letzten Jahr in einer Neuauflage.
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