Sex im AlterWas ist Sexualität überhaupt?

Sex – „nur“ ein Trieb? Laut Wikipedia scheint die Sexualität beim Menschen im Gegensatz zu fast allen anderen Tieren kein reines Instinktverhalten zu sein, sondern auch bewussten Entscheidungsprozessen zu unterliegen. Menschen drücken ihre sexuelle Anziehung zum Anderen durch unterschiedliche Formen und Aspekte aus: Zärtlichkeiten, Worte, verschiedene sexuelle Praktiken, durch Besitz ergreifendes Verhalten. Die Sexualität des Menschen beeinflusst seine Psyche, seine persönliche Entwicklung, die Formen seines Zusammenlebens sowie – auch beeinflusst von der Sexualmoral – die gesamte Sozialstruktur, also die Kultur und Gesellschaft, in der er lebt.

Die Sexualität zwischen zwei Menschen ist etwas Einzigartiges. Vor allem für Jugendliche ist sie spannend, da sie sich mit Beginn der Pubertät langsam entwickelt. Allerdings wird auch im Alter das Thema Sex nie langweilig. Erst im Laufe der Jahre findet man seine persönlichen Vorlieben und seine sexuelle Orientierung heraus.

Im Laufe eines Menschenlebens verändert sich die eigene Sexualität, so wie sich auch unsere sonstigen Einstellungen zu unserem Leben im Laufe der Jahrzehnte verändern. Aber sie bleibt, sie begleitet uns durch unser gesamtes Leben. Prof. John DeLamater, Sozialpsychologe an der Universität von Wisconsin, sagt dazu: „Human beings are sexual beings throughout their entire lives.“
Auf Deutsch: Menschen sind sexuelle Wesen während ihres gesamten Lebens.

Die Medien vermitteln häufig ein Bild von Sexualität als puren Lustgenuss, der dem Bedürfnis der meisten Menschen nach Akzeptanz, Geborgenheit und Vertrauen nicht gerecht wird.

Wie oft?

Viele Umfragen und Studien beschäftigten sich mit der Frage nach der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs. Statistisch gesehen, trifft das von Martin Luther postulierte „in der Woche zwier“ – also zwei Mal in der Woche – auf die meisten Paare zu. Paare aller Altersgruppen – egal ob mit Trauschein oder ohne – sind öfter sexuell aktiv als Singles. Eine Studie, die Kurt Starke, ein deutscher Sexualwissenschaftler (* 1938) in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Institut für Sexualforschung der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf durchführte, ergibt u. a., dass Sex am häufigsten und am besten ist in einer festen Beziehung. Das flotte Single-Leben ist demnach eher ein Großstadtmärchen.

Fakt ist außerdem, dass die sexuelle Aktivität in der Beziehung nach zwei bis fünf Jahren abnimmt, sich dann für das Paar individuell einpendelt und ganz langsam weiter zurückgeht – allerdings, ohne ganz aufzuhören.

„…ohne ganz aufzuhören“, steht da. Und da kommen wir zu einem Punkt, der so manchem auch heute noch eher peinlich ist: Sexualität im Alter. (Tsss, in dem Alter machen die noch…. ist es zu glauben… das mag man sich ja gar nicht vorstellen… dass die sich nicht schämen…) Ja warum denn? Zu einer erfüllten Partnerschaft gehört Sex einfach dazu. Wir werden doch nicht plötzlich asexuelle Wesen, nur weil wir eine bestimmte Anzahl von Lebensjahren überschritten haben. 80 oder so ist schließlich kein Verfallsdatum.

Sexuelles Verhalten hat sich im letzten Jahrhundert stark verändert, entsprechende Studien galten bisher aber eher jungen Leuten. Dabei genießen immer mehr der Paare noch mit 70 ihre Sexualität, und immer mehr von ihnen leben sie aus. Dies ist eines der Ergebnisse einer Langzeitstudie der Universität Göteborg. In der Gruppe der über 80jährigen übt noch knapp ein Drittel der in einer Beziehung lebenden Männer ihre Sexualität aus, bei den Frauen sind noch rund 25 % innerhalb einer Beziehung sexuell aktiv. Wobei der prozentuale Unterschied zwischen Männern und Frauen ganz einfach daher kommt, dass es in dem Alter mehr Frauen als Männer gibt.

Mit spätestens 60 ist Schluss?

Trotzdem steckt in vielen Köpfen immer noch die Vorstellung, dass der Sex aufhört, wenn beim Mann evtl. fehlendes Testosteron oder auch bestimmte Medikamente zu Potenzproblemen führen und die Frau jenseits der fruchtbaren Lebensphase ist. Durch die Umstellung des Hormonhaushaltes kommt es bei ihr zu Hitzewallungen, fehlender Feuchtigkeit in der Vagina, Stimmungsschwankungen und Lustlosigkeit.

Sex ist gesund.

Dabei kommt dem Sex in der Anti-Aging-Medizin eine große Bedeutung zu, denn es geht dabei nicht nur um das Älterwerden, sondern ganz besonderes auch um den Erhalt der Lebensqualität.

Denn Sex tut der Seele und dem Körper gut. Da ist mehr als nur der für das Wohlbefinden so wichtige Hautkontakt. Das Gehirn wird besser durchblutet und stimuliert, die Konzentrationsfähigkeit und die Kreativität werden gesteigert. Stress – der bekanntlich alt macht – wird reduziert.

Der Kalorienverbrauch ist leider – vielleicht von wenigen Ausnahmen abgesehen – wesentlich niedriger als die rund 350 Kcal, von denen oft zu lesen ist. Davon abgesehen, dass sich wohl nur relativ wenige eine ganze Stunde damit vergnügen (der statistische Durchschnitt erzählt was von 6 Minuten). Er ähnelt dem, was beim Spazierengehen verbraucht wird.

Dafür werden bei den Frauen mehr Östrogene ausgeschüttet, was unter anderem für glatte und elastische Haut sorgt. Beim Mann kurbelt die erhöhte Testosteronausschüttung die Eiweißproduktion an, das ist gut für die Muskeln.

Andropause und Menopause

Jedoch hat so mancher Mann hat ein Problem mit dem Begriff der Andropause, dem männlichen Gegenstück der Menopause. Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr sinkt die Produktion der männlichen Hormone im Durchschnitt um 1 – 2 % jährlich. Ob diese sonst meist als Midlife-Crisis bezeichnete Phase des Mannes durch diese hormonellen Schwankungen ausgelöst wird oder eher psychischen Ursprung hat, darüber wird in Fachkreisen immer noch diskutiert. Wichtig ist jedoch in meinen Augen auch hier wieder der persönliche Lebensstil. Und den kann man beeinflussen. Zugegeben, so manches Problem kriegt man nicht allein in den Griff. Wenn man es jedoch angeht und sich die richtige Hilfe sucht, ist es meist zu schaffen.

Dies gilt auch für Frauen ab der Menopause. Schiele nicht zu sehr nach dem, was uns die Werbung als Schönheitsideal präsentiert. Solche Vergleiche machen meist nur unglücklich. Was hast du, eine Frau mit Lebenserfahrung, mit solchen meist retuschierten Bildern zu tun, die eine Scheinwelt darstellen, um irgend ein Produkt besser zu verkaufen? Du bist einzigartig. Wenn du eine positive Einstellung hast, dein Leben genießt, dich gesund ernährst und für genug Bewegung sorgst, behältst du auch mit 60, 70 oder darüber hinaus deine Attraktivität und anziehende Ausstrahlung.

Wenn du, egal ob du ein Mann bist oder eine Frau, alle deine Gefühle mit deinen Augen auszudrücken versuchst und ganz tief in die Augen deines Partners oder deiner Partnerin schaust – meinst du, einer von euch beiden denkt da noch an die Falten am Bauch oder Po des anderen? Und dann lasst einfach zu, was geschieht… Ganz entspannt, ohne Erwartungen und ohne Druck…