Wie bitte? Was soll das jetzt?
Du bist irritiert, weil ich bisher immer gesagt habe, wer gesund und fit alt werden will, soll sich gesund ernähren, sich viel bewegen und im Kopf aktiv bleiben? Stimmt ja auch. Nur – das ist eben nicht alles. Glück ist ein wichtiger Faktor in unserem Leben. Aus verschiedenen Gründen spreche ich allerdings lieber von Wohlbefinden. Vielleicht hast du dir hier rechts schon mal mit Ihrer E-Mail-Adresse eingetragen und das E-Book nicht nur runtergeladen, sondern auch gelesen. Dann wissen Sie schon, wie wichtig es ist, dass es nicht nur unserem Körper, sondern auch unserer Seele gut geht. Doch wie kriegen wir das hin? Ist das auch – Glückssache?
Und wenn die Winterdepressionen kommen?
Gerade die haben mich auf dieses Thema gebracht. Der Sommer ist hier bei uns in Deutschland ja relativ kurz. Also der richtige Sommer, mit Sonne, Wärme und viel Licht. Es war im letzten Winter, da traf ich bei uns auf der Straße zwei Nachbarinnen. Beide mit hängenden Mundwinkeln und Hoffnungslosigkeit im Blick. Sie jammerten: Ach ja, es ist so scheußlich, wenn man raus muss. So grau, so kalt, so nass. Und es wird so früh dunkel. Und es wird so spät erst hell. Und man hat überhaupt keine Lust… Da kam meine Freundin Renate dazu, flotten Schrittes wie immer. Sie hörte gerade noch die letzten Worte, lächelte die beiden an und meinte: „Ja, genau, und deshalb ist es so herrlich, jetzt nachhause zu kommen ins Warme, eine Kerze anzuzünden und sich gemütlich mit einem schönen Tee hinzusetzen. Das empfinden Sie doch sicher auch so?“ Die beiden sahen sie an und ich merkte, wie sich die Bilder in ihren Köpfen veränderten… „Oh ja…“ Weg waren die hängenden Mundwinkel und der deprimierte Blick. Sie fingen an, über ihre Lieblings-Teesorten zu sprechen…
Glücksforschung – ein ernsthafter Zweig der Psychologie.
Es gibt schon seit Jahren Wissenschaftler, die ganz ernsthaft Glücksforschung betreiben. Inzwischen wurde auch eine ganze Menge Studien zu diesem Thema durchgeführt. Diese Studien hat ein Team der University of Illinois unter Leitung des Psychologen Ed Diener ausgewertet. Das Ergebnis wurde Ende 2010 veröffentlicht. Diese Metastudie hat den bezeichnenden Titel „Glückliche Menschen leben länger: Subjektives Wohlbefinden trägt zur Gesundheit und Langlebigkeit bei“. Ed Diener ist DIE Koryphäe in der Glückswissenschaft, er hat über 260 Fachartikel in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Wer ausreichend gut Englisch kann und tiefer in die Glückswissenschaft einsteigen möchte, für den ist sicher sein Werk „Culture and Wellbeing“ die optimale Lektüre.
Über das Ergebnis der Untersuchung war selbst Ed Diener überrascht, beinahe schockiert, wie er sagte. Er hat festgestellt, dass unsere Gesundheit und somit auch unsere Lebensdauer von unserer Befindlichkeit abhängen. Diener sagt weiter: „Glück ist keine Wunderwaffe, aber es verringert die Gefahr von Krankheiten und verlängert das Leben.“
Ein robustes Immunsystem und weniger Krankheiten, das ist das Ergebnis, wenn du glücklich und zufrieden bist. Glückliche Menschen leben laut einer der betrachteten Studien im Durchschnitt immerhin rund 10 Jahre länger als die, die sich für unglücklich halten. Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen glücklichen und unglücklichen Menschen ist ungefähr genau so groß wie der zwischen Rauchern und Nichtrauchern.
Was kannst du tun, um glücklicher zu leben?
Kann man überhaupt etwas dafür tun, um glücklicher zu leben? Sind es nicht die Umstände und die Ereignisse in unserem Leben, die uns glücklich oder unglücklich machen?
Denke bitte noch einmal kurz an die beiden Nachbarinnen in dem oben beschriebenen Gespräch und an Renate. Die Fakten sind für alle die gleichen. Unterschiedlich ist die Betrachtungsweise der Beteiligten. Und wie wir etwas betrachten, das bestimmen wir letzten Endes selbst. Das hat nichts mit sich etwas schön reden zu tun. Wenn ich in Kälte, Regen und Wind mit dem Hund draußen bin, ist es nun mal kalt und nass. Aber ich habe die Wahl. Ich kann meine Gedanken darin verharren lassen, brummeln und mosern darüber, dass es ist wie es ist. Oder ich kann mich darüber freuen, dass ich den tollen Regenhut und die wunderbare Jacke habe, die mich so schön vor Wind und Regen schützen. Das hatte ich als Kind nämlich nicht, da kriegte ich alles voll ab, durch und durch. Und ich kann mich darauf freuen, danach mein warmes, gemütliches Zuhause noch intensiver wahrzunehmen und zu genießen. Auch das ist Glück… Nicht dieses ganz große Glück, das uns auf Wolke sieben schweben lässt, doch es geht ja auch eher um alltägliches Glück. Deshalb spreche ich auch lieber, wie oben schon gesagt, von Wohlbefinden. Auch Ed Diener nannte sein Buch aus gutem Grund „Culture and Wellbeing“ und nicht „Culture and Happiness“. Korinthenkackerei? Nö. Denn das ständige Bemühen um dieses „große“ Gefühl, das als Dauergefühl nicht wirklich taugt, das macht eher unglücklich. Das Besondere als Dauerzustand ist dann eben bald wieder auch nur – gewöhnlich. Stell dir einmal vor, es wäre jeden Tag Weihnachten… Sich ein gut gelingendes, erfülltes Leben zu erschaffen, in dem man sich wohlfühlt, ist Aufgabe genug. Und viele scheitern schon daran.
Das Leben ist aber nun mal kein Zuckerschlecken.
Ich weiß ;-). Und das ist auch gut so. Denn sonst würden wir faul, dumm, dick und träge. Denn wachsen können wir nur an unseren Aufgaben, an Herausforderungen. Dazu sollten wir aber auch unsere Stärken und unsere Schwächen kennen. Denn sonst suchen wir uns womöglich Aufgaben in Bereichen, die uns absolut nicht liegen. Und genau da haben wir die Wahl. Wir müssen uns nur entscheiden. Zwar wurde uns von klein auf beigebracht, dass wir uns um unsere Schwächen kümmern sollen, besser werden in dem, was wir nicht so gut können. Doch genau das ist großer Quatsch. Wenn man seine Schwächen verbessert, wird man bestenfalls mittelmäßig. Und meist unglücklich. Wenn du dagegen deine Stärken stärkst, kannst du großartig werden, einzigartig. Und glücklicher. Trau dich. Besser spät als nie.
Ein paar Tipps für ein glücklicheres Leben:
Tu jeden Tag einmal etwas, das du richtig gern machst. Und wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Erinnere dich vor dem Einschlafen an das glückliche Gefühl, das du dabei empfunden hast.
Schaffe dir enge und befriedigende Beziehungen in der Familie und mit Freunden.
Suche dir eine berufliche Tätigkeit, die Sie befriedigt und erfüllt. Ich weiß, dass das extrem schwierig sein kann. Aber es lohnt sich, dafür auch für einige Zeit Nachteile in Kauf zu nehmen. Zum Beispiel Zeit zur Weiterbildung zu finden. Oder bewusst Kontakt zu suchen zu Menschen, die genau dort sind, wo du hin willst.
Gestalte aktiv dein Leben. Stärke die Überzeugung, dein Leben und dein Glück selbst zu bestimmen. Übernimm selbst die Verantwortung für dein Leben.
Treibe Sport. Möglichst mit Freunden, in einer Gruppe oder im Verein. Das muss nichts Dolles sein, Walking zum Beispiel genügt völlig. Und wer noch nie etwas gemacht hat, für den reichen auch Spaziergänge in flottem Tempo. Mehr über Sport erfährst du hier.
Meide Fastfood. Ein Bekannter von mir hat einen Selbstversuch gemacht und sich 14 Tage lang nur von Fastfood ernährt. Nicht nur seine Blutwerte waren danach schlecht, auch seine Psyche hat gelitten. Er fühlte sich total unwohl, unkonzentriert und übel gelaunt. Was du isst, wirkt sich auch auf deine Seele aus und damit auf dein Glücksempfinden…
Diese Liste ließe sich noch ziemlich lange fortsetzen. Das soll jetzt aber kein Buch werden. Bücher zu dem Thema haben schon viele andere Leute geschrieben. Ein paar davon, die ich besonders gut finde, zeige ich dir später noch.
Du musst positiv denken!?
Auch wenn viel zu viele Ratgeber dir das einreden wollen: Bullshit! Denn alles im Leben hat nun mal zwei Seiten, auch wenn das wie eine Binsenweisheit klingt. Das Negative ist genauso ein Teil des Lebens wie das Positive. Ausschlaggebend ist nur, wie wir mit dem umgehen, was uns an solchen Dingen begegnet, die wir lieber nicht erleben würden. Krankheit, Stress, Beziehungsprobleme, Verlust usw.
Manchmal passieren Dinge, die wir einfach Sch***e finden. Und dann – begegnen wir einem guten Bekannten, dem wir das erzählen. Vielleicht unterschwellig mit der Hoffnung auf ein bisschen Trost. Doch was sagt dieser Mensch als erstes? „Du musst positiv denken.“ Hä? Erst mal muss ich doch das, was gerade geschehen ist, annehmen, um es dann loslassen, mich davon lösen zu können. Meine Lösung für die Situation zu finden. Vielleicht sehe ich dann auf den zweiten oder dritten Blick auch, dass dieser Mist trotzdem auch noch etwas Gutes für mich auf der Karre hat. Und wenn nicht, dann halt nicht.
Was hier wirklich hilft, statt diesem zwanghaft-einseitigen „positiven Denken“, ist viel eher – Gelassenheit. Die meisten Schwierigkeiten sind nach dem ersten Erschrecken schon nicht mehr ganz so katastrophal. Und beim dritten Betrachten kannst du vielleicht schon tief durchatmen und sagen: Das klärt sich. Gelassenheit kann man übrigens tatsächlich lernen.
Dadurch kannst du einen seelischen Zustand stabilisieren, den ich für noch viel wichtiger als das von den meisten Menschen so sehr ersehnte große Glück halte: Wohlbefinden. Denn das Glück, das so viele suchen, ist kein Dauerzustand.
Wenn du noch mehr über Glück lesen willst:
Bildquelle: Privat
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